Gaudeamus igitur | Deutschland-Lese (2024)

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Christian Wilhelm Kindleben

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„Gaudeamus igitur" ist ein weltbekanntes Studentenlied, von dem deutschen Dichter Christian Wilhelm Kindleben in lateinischer Sprache verfasst und 1781 veröffentlicht. Die ersten beiden Zeilen bedeuten: „Lasst uns fröhlich sein, weil wir noch so jung sind". Es ist en Lied, das dazu auffordert, im „Jetzt und hier" zu leben und zu wirken. „Carpe diem" - nutze den Tag, sagten hierzu die Römer.

Die schmissige Melodie geht auf ein im Mittelalter bekanntes kirchliches Bußlied zurück. In ihm wurde auf die Vergänglichkeit des Lebens hingewiesen und in einigen Zeilen, die dem heute gebräuchlichen Liedtext sehr ähnlich sind, zur Wachsamkeit gemahnt.

Kindlebens Text stellt vor allem auf das akademische Leben ab und erinnert an die staatsbürgerlichen Pflichten der Studenten und Professoren, so wie sie im 18. und später im 19. Jahrhundert von diesen Privilegierten erwartet wurden.

Florian Russi

Gaudeamus igitur | Deutschland-Lese (2)

1. |: Gaudeamus igitur,
iuvenes dum sumus! :|
Post iucundam iuventutem,
post molestam senectutem?
|: nos habebit humus. :|

2. |: Ubi sunt, qui ante nos
in mundo fuere? :|
Vadite ad superos,
transite ad inferos,
|: ubi iam fuere. :|

3. |: Vita nostra brevis est,
brevi finietur, :|
venit mors velociter,
rapit nos atrociter,
|: nemini parcetur. :|

4. |: Vivat academia,
vivant professores, :|
vivat membrum quodlibet,
vivant membra quaelibet,
|: semper sint in flore. :|

5. |: Vivant omnes virgines
faciles, formosae, :|
vivant et mulieres,
tenerae, amabiles,
|: bonae laboriosae! :|

6. |: Vivat et res publica,
et qui illam regit! :|
Vivat nostra civitas,
maecenatum caritas,
|: quae nos hic protegit! :|

7. |: Pereat tristitia,
pereant osores, :|
pereat diabolus,
quivis antiburschius,
|: atque irrisores! :|

8. |: Quis confluxus hodie
academicorum? :|
E longinquo convenerunt,
protinusque successerunt
|: in commune forum. :|

9. |: Vivat nostra societas,
vivant studiosi! :|
Crescat una veritas,
floreat fraternitas,
|: patriae prosperitas. :|

10. |: Alma Mater floreat,
quae nos educavit, :|
caros et commilitones,
dissitas in regiones,
|: sparsos, congregavit. :|

Deutsche Übersetzung des Kindleben-Textes (Florian Russi)

1. Lasst uns fröhlich sein
solange wir noch jung sind.
Nach einer angenehmen Jugend
und einem beschwerlichen Alter
wird die Erde uns (wieder) haben.

2. Wo sind die, die vor uns
auf der Welt gewesen sind?
Geht nach oben,
steigt nach unten herab,
dorthin, wo sie schon angekommen sind.

3. Kurz nur ist unser Leben,
bald wird es beendet sein.
Der Tod kommt schnell,
rafft uns grausam hinweg
niemand wird verschont.

4. Es lebe die Wissenschaft,
die Professoren sollen leben,
es lebe jedes Mitglied
und alle, die dazugehören.
Sie sollen immer in Blüte stehn.

5. Alle jungen Frauen sollen leben
die leichtfertigen und schönen,
auch die älteren sollen leben,
die zarten und liebenswerten,
die guten und fleißigen.
6. Auch unser Staat soll leben
und der, der ihn regiert.
Es lebe unsere Bürgerschaft
und die Fürsorge der Mäzene (Förderer)
die uns hier beschützt.
7.Nieder mit der Traurigkeit,
nieder mit denen, die hassen,
Der Teufel soll zum Teufel geh´n
nieder mit jedem Feind der Burschen
(Universitätsstudenten)
wie auch allen Spöttern.
8. Welch ein Zusammentreffen
von gebildeten Menschen findet heute statt.
Von weitem sind sie zusammengekommen
und nähern sich immer mehr
einem gemeinsamen Treffpunkt.

9. Es lebe die Gemeinschaft,
die Studenten sollen leben.
Die eine Wahrheit soll sich verbreiten
die Brüderlichkeit soll blühen
und das Wohlergehen des Vaterlands.

10. Unsere Universität (Alma Mater) soll erblühen,
die uns herangezogen hat,
Liebenswerte und Mitstreiter,
in verschiedene Regionen verstreut und doch vereint
hat sie zusammengeführt.

Deutscher Text (nach Johann Christian Günther 1717)

1. Brüder lasst uns lustig sein,
weil der Frühling währet
und der Jugend Sonnenschein
unser Laub verkläret;
Grab und Bahre warten nicht,
wer die Rosen jetzo bricht,
|: dem ist der Kranz bescheret. :|

2. Unsres Lebens schnelle Flucht
leidet keinen Zügel,
und des Schicksals Eifersucht
macht ihr stetig Flügel;
Zeit und Jahre fliehn davon,
und vielleicht schnitzt man schon
|: an unsres Grabes Riegel. :|

3. Wo sind diese, sagt es mir,
die vor wenig Jahren
eben also, gleich wie wir,
jung und fröhlich waren?
Ihre Leiber deckt der Sand,
sie sind in ein ander Land
|: aus dieser Welt gefahren. :|

4. Wer nach unsern Vätern forscht,
mag den Kirchhof fragen:
ihr Gebein, so längst vermorscht,
wird ihm Antwort sagen;
kann uns doch der Himmel bald,
eh' die Morgenglocke schallt,
|: in unsre Gräber tragen! :|

5. Unterdessen seid vergnügt,
lasst den Himmel walten,
trinkt, bis euch das Bier besiegt
nach Manier der Alten!
Fort, mir wässert schon das Maul,
und, ihr andern, seid nicht faul,
|: die Mode zu erhalten! :|

Melodie anhören

Noten und Liedtext zum kostenlosenDownload

*****

Noten gesetzt von Oliver Räumelt, freischaffender Musiker aus Weimar

Vorschaubild "Bacchus-Staute in Hambach (Pfalz)": Florian Russi

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